Zuschlagverfahren für Biegezonen

Die Biegebereiche sind bei Blechkonstruktionen als approximierte Zylindersegmente modelliert. Beim Abwickeln werden die einzelnen Segmente in eine Ebene transformiert und mit einer zusätzlichen Streckung versehen. Der Grund dafür ist die Berücksichtigung der Materiallängung beim teilplastischem Biegen. In HiCAD werden dazu die auch in der Praxis üblichen empirischen Zuschlagverfahren angeboten.

Ein bestimmtes Berechnungsverfahren wird durch eine Systemdatei repräsentiert. Diese Dateien sind exemplarisch vorbereitet, in der Praxis wird aber jeder Anwender selbst ein oder mehrere Verfahren auf diese Weise ablegen. Vor dem Abwickeln kann die Systemdatei mit der Funktion Zuschlagverfahren ändern ausgewählt werden.

Es sind mehrere Grundtypen von Berechnungsverfahren vorbereitet, der Anwender wählt einen dieser Typen aus und spezifiziert es, indem er die Parameter auf firmenspezifische Werte setzt. Der grundsätzliche Aufbau dieser Dateien ist jeweils gleich. Er gliedert sich in Kommentar, Typkennung und Tabelle.

Es stehen unter anderen die folgenden Zuschlagverfahren zur Verfügung:

 

Hinweis:

Bei Verbundblechen (z. B. ALUCOBOND®) wird vor dem Biegen eine Nut gefräst. Es bleibt am Nutboden etwa 0,8 mm Material, das gebogen wird. Die Längenänderung, die beim Biegen des verbleibenden 0,8 mm starken Materials auftritt, wird hinreichend genau durch das Standardverhalten (neutrale Faser in Blechmitte) eingerechnet. Die Angabe eines Zuschlagverfahrens ist nicht notwendig.

Zuschlagverfahren für Fräskantzonen sind nicht wählbar und haben keinen Einfluss.


Zuschlagverfahren bearbeiten

Kantblech > Blechabwicklung > PullDown-Menü Zuschl... > ABWEditor

Zur Bearbeitung bzw. zum Anlegen der Dateien steht Ihnen der ABWEditor aus dem EXE-Verzeichnis Ihrer HiCAD-Installations zur Verfügung. Sie können den Editor auch über die Kantblech Menüleiste, Bereich Blechabwicklung unter Zuschl... aufrufen.

In der linken Spalte (1) des Editors stehen die Namen der ABW-Dateien, die im entsprechenden HiCAD-Systemverzeichnis (../MAKROABW) gespeichert sind. Nur die in diesem Ordner gespeicherten Dateien werden von HiCAD als verfügbare Zuschlagverfahren erkannt und in entsprechenden Dialogen zur Auswahl angeboten.

Beim Klick auf ein Zuschlagverfahren dieser Liste wird im rechten Teil (2) des Editors der Inhalt der Datei in Tabellenform angezeigt.

Es handelt sich um eine vierspaltige formatgebundene Tabelle, deren jeweilige Intervallgrenzen mit 999.000 abzuschließen sind. Beim Verfahren F (5) sind nur 2 Spalten von Bedeutung, sonst sind alle vier Spalten relevant.

Die Spalten haben für das Zuschlagverfahren folgende Bedeutung:

 

Mit einem Klick auf die Spaltenüberschrift lassen sich die Spalten auf- bzw. absteigend sortieren. Die Datensätze einer ABW-Datei müssen eine bestimmte Reihenfolge haben. Diese wird beim Speichern automatisch hergestellt. Darüber hinaus lassen sich die Daten mit dem Klick auf das Icon Datensätze sortieren in die richtige Reihenfolge bringen. Die daneben liegende Funktion Datensatz kopieren fügt die markierte Tabellenzeile ein weiteres mal ein. Diese wird, falls bereits eine Sortierung der Tabelle vorgenommen wurde, als nächste Zeile eingefügt, sonst als letzte.

Der angezeigte Dateiname (3) kann überschrieben werden, sowie die einzelnen Zahlen in den Datensätzen. Den Typ des Zuschlagverfahren (5) können Sie ebenfalls editieren. Als Typen sind bisher implementiert:

Die Wertangaben in der Tabelle für Radius, Blechstärke und Biegewinkel sind so zu verstehen, dass der Verkürzungswert jeweils bis zu diesem Wert verwendet wird und dann zum nächst größeren Wert springt.

Haben Sie bis zu einem Winkel von 45.01° einen Zuschlag von 5 definiert, bis zu einem Winkel von 90.01° einen Zuschlag von 10 angegeben, wird bei einem Winkel von 46° der Zuschlag 10 verwendet.

 

Den Kommentar (4) bearbeiten Sie auf der zweiten Registerkarte.

Bei ABW-Dateien, die mit HiCAD ausgeliefert werden, besteht der Kommentar aus der Beschreibung des Verfahrens und der Bedeutung der einzelnen Spalten.

Die zwei Zahnräder neben dem Dateinamen zeigen an, dass es sich um eine Systemdatei handelt, d. h. eine ABW-Datei, die im entsprechenden HiCAD-Systemverzeichnis gespeichert ist.

Möchten Sie eine andere Datei laden (z. B. durch Anklicken einer anderen Systemdatei in der Liste oder Anlegen einer neuen Datei), so werden Sie gefragt, ob Sie die Änderungen an der aktiven Datei speichern wollen.

In der oberen rechten Ecke des Editors (6) befinden sich folgende Icons.

Speichern

Speichern unter ...

Als Systemdatei speichern

Wiederherstellen

 

Mit Hilfe der Icons (7) oben links verwalten Sie die ABW-Dateien.

Um firmenspezifische Zuschlagverfahren anzulegen ist es sinnvoll vorhandene zu modifizieren und dann als Systemdateien zu speichern.

 

Beispiele:

Achtung:

 


CHAMFER für die Designvariante Blechecke

Das Zuschlagverfahren CHAMFER ist auf die Designvariante Blechecke abgestimmt.

Vor dem Einbau der Variante müssen Sie für das Blechteil als Zuschlagverfahren Chamfer aktivieren.

  1. Identifizieren Sie das Blechteil und wählen Sie aus der Menüleiste Kantblech Bereich Blechabwicklung die Funktion Parameter aus.
  2. Aktivieren Sie dann das Kontrollkästchen Mit Zuschlag, um das Zuschlagverfahren zu berücksichtigen.
  3. Wählen Sie aus der DropDown-Liste das Zuschlagverfahren Chamfer und übernehmen Sie es mit OK.



ACP und ACP_outside für Aluminium-Verbundblechen mit Biegezone

Aluminium-Verbundbleche bestehend z. B. aus zwei 0,5 mm Aluminium-Deckblechen mit einem mineralischen Kern. In HiCAD ist die Platte vereinfacht als einschichtiges Kantblech dargestellt. Da die Gewichtsberechnung von einem homogenen Material ausgeht, wird der Platte ein eigenes Material zugewiesen.

Für den Zuschnitt von einfachen Aluminium-Verbundblechen mit Biegezone (also keine modellierte Fräzkantzone, diese stehen ab Version 2300 zur Verfügung) steht das approximative Zuschlagverfahren ACP (Aluminium Compound Panel) und ACP_outside zu Verfügung. Aus den 3D-Zeichnungsmaßen werden die Abwicklungs- und Fräsmaße approximativ abgeleitet. Dabei wird pro Kante eine entsprechende Strecke vom Endmaß abgezogen. Die Summe der Fräsmaße ergibt dann die Zuschnittmaße.

(1) Schnitt durch die Biegesimulation
(2) Schnitt durch ein Aluminium-Verbundblech
(3) Fräsmaß
(4) Endmaß
(5) Abzug pro Kante

 

Werden bei den Verbundblechen Biegezonen mit dem Standard-Modus erzeugt, haben diese eine zylindrische Form (Bild (8)). Bei Fertigung mittels Fräskanttechnik werden vor dem Biegen Nuten entlang der Biegezonen gefräst. Es bleibt nur ein Aluminium-Deckblech stehen (Bild (6,7)). Um eine geometrische Längenanpassung der modellierten Bleche mit zylindrischen Biegezonen an die real gefertigten Bleche mit gefrästen Kantungen zu erreichen, stehen die Dateien ACP.ABW und ACP_OUTSIDE.ABW zur Verfügung. Verwenden Sie für auf der Biegeinnenseite gefräste Biegezonen (Bild (6)) das Zuschlagverfahren ACP, für auf der Biegezonenaußenseite gefräste Biegezonen (Bild (7)) das Verfahren ACP_OUTSIDE.

Werden die Bleche mit dem Fräskantzonen-Modus konstruiert, enthält das Modell die gefrästen Biegzonen. Eine Längenkorrektur ist nicht notwendig. Es kann kein Zuschlagverfahren gewählt werden.

Biegeradius (BRAD): 0.01 (Standard, für innen-gefräste Kantungen)

Biegeradius außen gefräst (BRAD_OUT): 1.50 (Ausnahme, für außen-gefräste Kantungen)

(6) Innen gefräst
(7) Außen gefräst
(8) Verbundblech mit Biegezone

Zuschlag neu/ändern (3D-Blech)Zuschnittparameter (3D-Blech)